ALTERNATIVES WOHNEN

Vom Tiny House bis zum Mehrgenerationenhaus

VON STEFFI URBAN

Egal, ob aus finanziellen, sozialen oder ideellen Gründen: Alternative Wohnformen liegen im Trend. Die einen möchten sich reduzieren, flexibel sein und daher auf kleinem Raum leben. Andere suchen die Gemeinschaft mit mehreren Generationen oder Gleichgesinnten – etwa mit ökologischen Ansprüchen. Im Folgenden zeigen wir neue, beliebte Arten des Wohnens und geben Tipps für deren Umsetzung.

Tiny Houses

Das Wohnen ist in den vergangenen Jahren immer teurer geworden. Viele suchen daher nach erschwinglichem Wohnraum. Gleichzeitig gibt es den Trend, sich auch in den eigenen vier Wänden auf das Wesentliche zu beschränken – ohne beim Minimalismus auf Komfort zu verzichten. In beiden Fällen kommen sogenannte Tiny Houses – auch Mini- und Mikrohäuser genannt – ins Spiel. Die Idee stammt aus den USA und stößt inzwischen hierzulande auf großes Interesse.

Während jenseits des Atlantiks vor allem mobile Häuser mit grob weniger als 45 Quadratmetern Fläche als Tiny Houses gelten, gibt es in der Bundesrepublik noch keine klare Definition – sowie deutlich mehr rechtliche Vorgaben. „Denn was in Amerika funktionieren mag, hat in Deutschland Grenzen“, betonen die Experten vom Verband Privater Bauherren (VPB) – auch wenn die Idee in vielen Kommunen inzwischen auf Sympathie stößt, es längst ein paar Tiny-House-Siedlungen gibt und weitere in Planung sind, beispielsweise in Oldenburg.

Grundsätzlich gilt laut VPB: Steht das Mikrohaus dauerhaft auf einem Grundstück, ist eine Genehmigung Pflicht – wie bei jedem normalen Wohnhaus auch. So müssen zum Beispiel Vorschriften der geltenden Landesbauordnung eingehalten werden sowie der in der Gemeinde gültige Bebauungsplan. Darüber hinaus müssen die Tiny Houses an das Wasser- und Abwassernetz angeschlossen sein. Zudem fallen Kosten für das Grundstück und Versicherungen an.

Die besten Chancen auf zumindest temporäres Wohnen im Miniaturformat hat man laut VPB sicherlich auf sogenannten Freizeitgrundstücken wie Kleingärten, die nicht als Dauerwohnort vorgesehen sind. In diesem Fall müssten zum Beispiel nicht die Vorgaben der Energieeinsparverordnung eingehalten werden.

Bei allen Schwierigkeiten, die es bezüglich Tiny Houses gibt, bleiben sie eine attraktive Wohnform – zum einen für Menschen, die mobil sein wollen. Zum anderen sind sie günstig im Unterhalt, verbrauchen weniger Ressourcen beim Bau, und es werden keine Flächen versiegelt. Sie können durch ihre wenigen Quadratmeter zudem insgesamt günstiger als größere Eigentumswohnungen und Häuser sein.  

Mehrgenerationenwohnen

Während es sich die einen auf wenig Raum gemütlich machen, steht für andere das gemeinsame Wohnen mit Menschen unterschiedlichen Alters im Fokus. Es ist quasi die moderne Form einer Großfamilie, die aber nicht miteinander verwandt sein muss. Beim sogenannten Mehrgenerationenwohnen leben Familien, Singles, Senioren und Paare zwar alle unter einem Dach, aber in eigenen Wohnungen. Gleichzeitig unterstützen sie sich im Alltag. Solche Wohnprojekte können aus einer privaten Initiative heraus entstehen. Oft steht aber auch eine Genossenschaft dahinter, die den Bau oder Umbau einer passenden Immobilie plant und sich um die Umsetzung sowie die Verwaltung kümmert.

Grundsätzlich müssen beim Mehrgenerationenwohnen zahlreiche Interessen vereint werden. Wer solch ein Modell von Grund auf starten möchte, sollte vorab diverse Fragen klären: Wie viel Platz bietet die ausgewählte Immobilie? Hat sie bereits abgetrennte Wohneinheiten? Welche Umbaumaßnahmen sind eventuell notwendig? Soll das Gebäude gekauft oder gemietet werden? Wer kommt mit welchem Anteil für künftige Reparaturkosten auf? Was passiert, wenn jemand pflegebedürftig wird? Wie soll das künftige Zusammenleben generell geregelt sein?

Diese Fragen zeigen: Es gibt Vor- und Nachteile, die potenzielle Interessenten am Mehrgenerationenwohnen abwägen sollten. Der große Pluspunkt ist die Gemeinschaft, die sich umeinander kümmert. Ältere Menschen sind nicht allein und können länger eigenständig in den eigenen vier Wänden leben. Familien bekommen Unterstützung bei der Kinderbetreuung. Und alle können ihre Freizeit zusammen gestalten. Aber es bleiben durch die eigene Wohnung die Unabhängigkeit sowie ein Rückzugsort gewahrt.

Klar ist allerdings auch, dass das Zusammenleben mehrerer Menschen in unterschiedlichen Lebensabschnitten Konfliktpotenzial bergen kann. Wer also Mitstreiter für ein generationenübergreifendes Wohnen sucht, sollte ausreichend Zeit zum Kennenlernen einplanen. Das gilt ebenfalls für diejenigen, die in ein bereits bestehendes Mehrgenerationenhaus einziehen möchten. 

Minimalismus, Nachhaltigkeit und geringe Kosten: Das sind Gründe, ins Tiny House zu ziehen. Es gibt inzwischen zahlreiche Anbieter – wie Engelmann Messe aus Oldenburg.

BILD: Engelmann Messe