Ein Symbol für den Aufbruch

Ein Symbol für den Aufbruch

17.06.2024

Der Hafen als Tor zur Welt, das geplante Büro- und Sozialgebäude des Eurogate-Terminal als Symbol des Aufbruchs - auch in eine neue Arbeitskultur. So hat das Oldenburger Architektenteam Angelis & Partner die Aufgabenstellung empfunden, als es Ideen für den Wettbewerb in Wilhelmshaven skizzierte und sie in Zusammenarbeit mit den Ingenieuren von Arup umsetzte, einem weltweit tätigen Planungs-und Beratungsbüro mit Referenzen wie dem Sydney Opera House, dem Centre Pompidou in Paris und der legendären Sagrada Familia in Barcelona. Der Jury gefiel’s: Die Oldenburger gewannen mit ihren Partnern den Pitch. 


Noch heute, über ein Jahrzehnt nachdem die Oldenburger das Projekt im JadeWeserPort Wilhelmshaven realisiert haben, gehört es zu den imposantesten Neubauten in der Region - ein markanter Bezugspunkt in der Weite des einzigen deutschen Tiefseewasserhafens, der mit seiner Größe von 130 Hektar langfristig den weltweiten Containertransport sichern soll. Betreiber ist Europas führende, reedereiunabhängige Containerterminal- und Logistikgruppe EUROGATE.

Nicht nur die kühne Architektur, die den Weg in das Gebäude über eine Freitreppe mit großem Atrium als Erlebnis inszeniert, begeisterte Michel Andersen, bis zum vergangenen Jahr Geschäftsführer des EUROGATE Terminals in Wilhelmshaven, sondern auch die durchdachten Kommunikationsmöglichkeiten: „Offenheit und Flexibilität sind unsere Grundsätze. Aber jemand muss dir erstmal sagen, was alles in einem Gebäude machbar ist. Jetzt ist es genauso, wie wir es haben wollten,“ wird Andersen von der Oldenburger Journalistin Annika Behrmann* zitiert. Sich gegenseitig kennenzulernen und miteinander zu reden, gehe besser in schönen, offenen und hellen Großraumbüros.



Am besten aber gefalle ihm: „...dass wir in den Büroetagen einen Kern in der Mitte haben, um den herum sich alles aufbaut. Der Clou: Alles sei transparent, ohne wirklich offen zu sein. „In der Steuerung des Hafens machen wir auf der einen Seite des Gebäudes die Vorbereitung, auf der anderen Seite das sogenannte ‚Live Operation‘. Beide Seiten müssen sich sehen können, sie müssen sich ab und zu auch mal hören können, aber sie dürfen sich nicht stören. Das klappt hier", berichtet Andersen.

Und nicht nur das: Die Struktur des Gebäudes habe die Arbeitsweise verändert, die Identifikation mit dem Unternehmen gestärkt, bestätigt Mikkel Andersen dem Architekten Alexis Angelis: „Ja, wir sind ein Team, weil wir so offen miteinander umgehen und uns so häufig begegnen. Man redet über alles mögliche und bekommt auch alles mit - freiwillig oder unfreiwillig. Da sind Leute, die kannten sich vorher gar nicht und fahren nun gemeinsam in den Urlaub, gehen zusammen laufen, treffen sich am Wochenende.“

Diese Erfahrungen hat sich der Architekt bei der Planung des Gebäudes erhofft: „Die Auswirkungen eines Gebäudes werden häufig unterschätzt, auch die Kraft der Identifikation, die im positiven Fall entstehen kann.“ Er glaube, dass Gebäude neben der puren Zweckerfüllung auch immer mehr leisten müssten. Es gehe nicht um ein Entweder oder, sondern um einen Wert, der zusätzlich entsteht.“ 

Außerdem müsse ein Gebäude flexibel sein. „Es muss wie ein konfigurierbarer Kasten funktionieren, bei dem man die Komponenten passend zusammenstecken kann.“ Das sei eine Grundvoraussetzung für modernes Arbeiten. „Es gibt Raumangebote, keine Zwänge.“ Wenn ich eine zusätzliche Wand  in einem vorher offenen Raum benötige, dann gehe das, weil das System es so vorsehe: „Gute Architektur muss beides haben: einen starken Kern und Flexibilität.“ Für solche Lösungen brauche es einen offenen Diskurs zwischen Auftraggeber und Architekten, zieht Angelis ein Fazit. 

Ein wichtiger Punkt, der EUROGATE überzeugt habe, sei aber sicherlich die Wirtschaftlichkeit gewesen: „Die offenen und großzügigen Flächen stellen sich also bei genauerem Hinsehen als wirtschaftlicher dar, als das altbekannte Büro.“ Die Flexibilität für die Zukunft sei ein zusätzlicher Bonus. 


*Der Bericht fußt auf Zitaten aus und Beschreibungen in Interviews, die Annika Behrmann mit Anderson und Angelis für das hauseigene „Magazin für Bau- und Unternehmenskultur“ geführt hat.

von Klaus Schmidt
Bildrechte Olaf Mahlstedt