Innovativ und zeitgemäß - Architektur trifft auf Digitalisierung

Ob Schulen, Gewerbeimmobilien oder traumhafte Wohnhäuser wie diese hier in der Franz-Poppe-Straße in Oldenburg: Architekten realisieren individuelle Projekte mittels innovativer technik. BilD: Visualisierung PZWO

Architektur trifft auf Digitalisierung

VON KATHARINA RESMER

Digitale Technologien spielen in der modernen Architektur mittlerweile eine tragende Rolle – und das ist gut so, findet Christoph Ickert, Geschäftsführer des Architektenbüros PZWO aus Oldenburg. Zusammen mit seinem Team arbeitet er bereits seit mehreren Jahren mit 3D-Modellen und lässt seine Bauherren ihr Gebäude noch im Planungsstatus virtuell erkunden. Mit ihm haben wir über innovative Architektur gesprochen.

Herr Ickert, wie sieht Ihrer Meinung nach innovative Architektur aus?

Christoph Ickert: Durch das wachsende ökologische Bewusstsein der Menschen in jedem Lebensbereich erfährt auch die Architektur einen Wandel. Innovative Architektur bedeutet, Grenzen neu auszuloten, Dinge und Prozesse neu anzugehen. Dies beginnt bei dem Bewusstsein über die Nachhaltigkeit eines Baumaterials und führt sich über den Prozess der digitalisierten Planung fort. Innovation in der Architektur bedeutet, ein Vorreiter zur Problemlösung zu sein – für Sachverhalte, die uns im Hier und Jetzt noch nicht direkt betreffen. 

Inwieweit spielt Digitalisierung heutzutage eine Rolle? 

Die Digitalisierung wird für alle Beteiligten der Wertschöpfungskette Planen und Bauen die größte Herausforderung der kommenden Jahre. Sie ist zudem ein wichtiges Instrument, um der Kostensteigerung beim Bauen entgegenzuwirken und den Fachkräftemangel auszugleichen. Wir bei PZWO arbeiten bereits digital. Wir planen seit 2013 mit 3D-Gebäudemodellen, die alle Informationen für unsere Prozesse der Architektur und der Haustechnikplanung vom Vorentwurf bis zur Abrechnung abbilden – egal, ob Wohnhaus, Kita, Industriehalle, Büro- oder Verwaltungsgebäude.

Was für Vorteile hat eine 3D-Planung?

Wir sind in der Lage, das geplante Gebäude als virtuelle Realität (VR) darzustellen. Noch bevor der erste Stein auf der Baustelle gesetzt wird, laden wir unsere Bauherren ein, ihr Gebäude mit der VR-Brille zu erkunden. Alternativ führen wir sie am Monitor durch die Räume. Die Materialien werden dabei realitätsgetreu dargestellt. Da es sich hierbei um ein sogenanntes Echtzeitrendering handelt, wird immer der aktuelle Planungsstand dargestellt. Wenn wir also mit dem Bauherrn gemeinsam in der Besprechung eine Wand verschieben oder beispielsweise ein Fenster hinzufügen, ist das sofort sichtbar. Und die Auswirkungen auf die Baukosten sind ebenfalls direkt auswertbar. Damit dieser Weg auch für die Vermarktung von Immobilien genutzt werden kann, haben wir eine Möglichkeit entwickelt, unsere Planung über das Internet für jedes mobile Endgerät in 3D darzustellen. Mittels eines QR-Codes gelangt man per Handy, Tablet oder Notebook zu der Projektpräsentation. Auch für die Planung der Haustechnik und deren Integration in die gesamte Gebäudeplanung bringt die Planung in 3D übrigens Vorteile mit sich.

Welche sind das?

Alle Beteiligten können so besser verstehen, was konkret geplant ist und wie es als Gesamtheit funktionieren soll. Mit einer 3D-Planung wird sichergestellt, dass etwa alle Leitungen von Anfang an den passenden Durchbruch haben. Somit entstehen keine Kollisionen beispielsweise mit einem Deckenträger, der sonst nachträglich aufwändig durchbohrt werden müsste.

Wie funktioniert so eine 3D-Planung überhaupt? 

Die Arbeitsweise ist sehr intuitiv. Wir planen Gebäude so, wie sie gebaut werden. Einfach ausgedrückt, werden die Modelle aus Wänden, Fenstern und den weiteren Bauteilen zunächst im Computer modelliert. Im Laufe des Planungsprozesses sammeln wir sämtliche Informationen im digitalen Gebäudemodell. Alle Projektbeteiligten profitieren auf diese Weise von der transparenten Zusammenarbeit – vor allem der Bauherr, weil er am Ende ein „as build“-Modell erhält, in dem alle Informationen hinterlegt sind.

Funktioniert das auch für Bestandsgebäude?

Sehr gut sogar: Für unsere Projektarbeit nutzen wir im Vorfeld unseren 360-Grad-Laserscanner, mit dem wir eine Punktwolke von dem Bestandsgebäude erfassen. Diese übertragen wir in unsere Planungssoftware und haben so das 1:1-Bestandsmodel detailreich hinterlegt. Im städtebaulichen Kontext erfassen wir auf diese Weise auch die Nachbargebäude und das Grundstück. Dadurch können wir im realen Kontext darstellen, wie die Ist-Situation sich darstellt und wie unser Entwurf in der Umgebung wirkt.

Was denken Sie: Wie sehen die Häuser und Gebäude der Zukunft aus?

Vermutlich werden sie fliegen, sich in Form und Farbe unserer Laune und unserer Vorstellung anpassen. Bis es so weit ist, entwickeln, entwerfen und bauen wir mit unserem Team innovative und nachhaltige Gebäude, die hoffentlich vielen Menschen Freude bereiten.

www.pzwo.de